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5. Abschließende Bemerkungen und ein Blick nach vorn
- Neben SideKicker sind unter
Zillions Of Games
in der Referenzliste acht weitere Spiele
aufgeführt, die mit Hilfe von Morphling gestaltet und getunt wurden:
Moray Eels,
Redcappies and the Wolves,
Cannibal Clobber,
Jeremy's Nightmare,
Permission Denied!,
Wall-Eaters,
Roll-Ing to Four und
Kick and Run.
- Das automatische Erproben der Interessantheit eines Spiels könnte viel
zuverlässiger erfolgen, wenn es mit mehreren verschiedenen Computerprogrammen
durchgeführt würde,
einschließlich Wettkämpfen der Programme untereinander. Bei der Schach-Variante
“Ströbecker Krisen-Schach” wurde dieses per Handsimulation
mit zwei Programmen gemacht, nämlich mit Zillions-of-Games und einer schnell
angepassten Version des kommerziellen Schachprogramms Shredder.
- Neben Morphling gibt es andere Multi-Spiel-Programme wie
Awale für
Kalaha-artige Spiele und vor allem das tolle Zillions-of-Games für fast beliebige
Brettspiele. Im Vergleich mit Morphling haben diese Programme in Bezug auf Spiel-Bewertung
den Nachteil, dass Awale gar keine und Zillions nur sehr beschränkte
Autoplay-Möglichkeiten bieten.
- Wie schon in einem früheren Artikel beschrieben [Alt2002a], lassen sich große
Mengen von Spielvarianten als Produktraum über Mikro-Mutationen definieren
(Mutation-1 ist da/nicht da, Mutation-2 ist da/nicht da, usw). Heuristische lokale Suche
in einem solchen Raum aufgesetzt auf automatische Spielbewertung erlaubt es,
“lokal optimale” Spiele voll-automatisch zu (er)finden. Eine Warnung an
Spiele-Erfinder, speziell an solche mit kommerziellen Absichten: Man muss sehr vorsichtig
sein, nicht zu viele einander sehr ähnliche Spiele zu veröffentlichen,
weil diese sich gegenseitig kannibalisieren können.
- Thomas Rolles Programm Morphling zum Erfinden von Spielen im Multiple-Choice-Modus
und ihrem Bewerten sollte erweitert werden: durch weitere Klassen von Zwei-Personen-Spielen,
für (1-Spieler) Puzzles, und für Spiele mit drei oder mehr Akteuren.
- Die Aufzählung der Kriterien zur automatischen Spiele-Bewertung in
Kapitel 2
ist sicherlich nicht vollständig.
- Offene Frage: Gibt es einen Weg, automatisch herauszufinden, ob es in einem
(2-Spieler-) Spiel eine erfolgreiche Spiegel-Strategie für einen der Beteiligten gibt?
- Zum Spiele-Erfinden reicht es nicht aus, die Spielregeln zu definieren. Ein neues
Spiel braucht auch eine schöne grafische Gestaltung und einen attraktiven Titel. Auch Grafik
und Namen können mit Computerhilfe gefunden werden, zum Beispiel in einem
“Generative-Design”-Modus.
- Im Büchlein von Werneck [Wer2002] sind auf den Seiten 54 und 58 hilfreiche Kriterien
für die menschliche Bewertung von Spielen aufgelistet, im Unterschied zu den
computer-orientierten Kriterien dieses Artikels.
Schließen möchte ich mit einer etwas provokanten Behauptung:
Computer sind nur Rechenknechte. Sie sind ungeeignet, ganz neue
schöne Spiele voll-automatisch zu erfinden. Das wird immer eine
Aufgabe für kreative Menschen bleiben!
Danksagungen
Unabhängig voneinander haben Peter Stahlhacke und Eiko Bleicher die Spielklasse Clobber
unter Morphling realisiert. Jeroen Donkers wies mich auf das Multi-Spiel-Programm Awale der
Guillion-Brüder hin. Spiele-Erfinder-Star Karl Scherer aus Neuseeland war bei
Internet-Diskussionen zum computer-unterstützten Spiele-Erfinden dabei, und auch Peter
Stahlhacke engagierte sich in langen Diskussionen, speziell bei der Kreation von vielen
Varianten des klassischen Mühlespiels.
Stefan Meyer-Kahlen stellte eine ad hoc angepasste Version seines
starken kommerziellen Schachprogramms Shredder für das
“Ströbecker Krisen-Schach”. Durch Prof. Dr. Max J. Kobbert lernte ich den
Ausdruck “ähnliche Spiele können sich kannibalisieren” kennen.
Anwältin Julia Bezzenberger gab mir in Vertretung ihrer Mandantin
Nina Hagen eine teure Lektion in Sachen
“rechtliche Aspekte des Spiele-Erfindens und -Veröffentlichens”;
ein Ergebnis davon ist “Permission Denied”. Eiko Bleicher war ein aufmerksamer
Probeleser. Dank ihnen allen!
Ein besonderer Dank geht an das Zillions-Team um Mark Lefler, Jeff
Mallett und Ed van Zon für die Möglichkeit, auf ihrer Webseite all
die neuen Spiele zu veröffentlichen.
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Referenzen
- [Alt2002a]
-
I. Althofer.
Inventing game variants with computer help.
Tagungsband “Workshop on Computer Games within the Seventh
Computer Olymiad” (Editor J. W. H. M. Uiterwijk),
Universität Maastricht, Report CS 02–03 (Juni 2002), S. 1–10.
- [Wer2002]
-
T. Werneck.
Leitfaden für Spieleerfinder und solche, die es werden wollen.
Ravensburger Spieleverlag, Ravensburg, 5. Auflage, 2002.
(Zu beziehen unter
www.spiele-archiv.de)
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