Freiwillige Zahlenspiele im Schullandheim
Freies Wort, GERATAL, Mittwoch, 24. Juli 1996
Jenaer Studenten bieten seit Jahren Mathecamps für interessierte
Rechenkünstler an
Geraberg (mf) Rund 30 Schülerinnen und Schüler drücken seit vorgestern
in Geraberg trotz Ferien die Schulbank. Allen gemeinsam ist die Freude
an der Mathematik. Nicht etwa Nachhilfe, sondern eine Art
„Trainingslager&rdquo hat die Mathefreunde im Schullandheim
zusammengeführt.
Zum Mathecamp haben Studenten der Universität Jena eingeladen. Jedes
Jahr veranstalten sie zwei Mal derartige Mathetage. Während man im
Sommer zu zehn Tagen Zahlen jonglieren einlädt, dauert das gemeinsame
Tüfteln an Grenzwertbe stimmungen oder Kurvendiskussionen im
Herbst nur eine Woche. Veranstaltungsort ist diesmal das Geraberger
Schullandheim, wo neben der Mathematik auch ein bißchen Freizeit
gepflegt wird.
Einige der sechs Studenten, die nun an der Tafel den Schülern zeigen,
wie man von der Problemstellung zur Lösung kommt, waren vor ihrer
Hochschulzeit selbst im Mathelager. So auch Antje Schwella,
inzwischen im 7. Semester an der Fakultät für Mathematik und
Informatik der Jenaer Hochschule. Seit der 6. Klasse packt sie zweimal
jährlich ihre Schultasche, um am Mathelager teilzunehmen. Die Freude
daran ist bis heute geblieben und hat sich in der Wahl des
Studienfachs niedergeschlagen. Weil ihr das Camp stets gut gefallen
hatte, hat sie inzwischen die Seiten gewechselt und steht selbst für
zehn Tage an der Tafel.
Schullandheimleiter Heinz Hertwig zeigt sich von der Motivation der
Schüler als auch der Studenten begeistert. Rund 100 DM zahlen die
Schüler für den Aufenthalt, einen weiteren Beitrag schießen die
Studenten aus ihrem „Wurzelverein” hinzu.
Auch das Schullandheim kommt den ehrgeizigen Rechenkünstlern, die aus
dem Schatten Zuses heraustreten wollen, mit den Übernachtungspreisen
etwas entgegen.
Das nächste Mathelager hat der „Wurzelverein” bereits angepeilt.
Alle Vektoren zeigen von Jena nach Bayern, womit die Unbekannte des Ortes
bereits gelöst wurde. Für die Namen der nächsten Teilnehmer steht
derzeit noch ein platzhaltendes „x” in der Gleichung, aber die
„Wurzelvereinstudenten” sind sich sicher, daß auch diesmal wieder
großes Interesse am Mathecamp bestehen wird.
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