Der Titel „Quantum Computing verstehen” trifft den Inhalt des Buches sehr genau.
Ausgehend vom herkömmlichen Computer und den Berechenbarkeitsbegriffen, die sich am
Anfang des letzten Jahrhunderts gebildet haben, wird das Rechnen mit Quantenteilchen
beschrieben. Die Eigenschaft eines Quantenteilchens eine Superposition (zugleich zwei
unterschiedliche Zustände) einzunehmen, wird anhand Schrödingers Katze erklärt.
Die Zustände, die ein Teilchen einnehmen kann, werden Null und Eins genannt. Daher
leitet sich der Name Quantenbit ab. Dem Leser wird dann ein mathematisches Modell dieser
Superposition gegeben und wie diese manipuliert wird. Mit diesem Mittel kann man einen
echten Zufallsgenerator beschreiben. Dieser einfache Algorithmus ist sehr erstaunlich,
da kein klassischer Computer echte Zufallszahlen generieren kann.
Das nächste Kapitel widmet sich dem eigentlichen Rechnen mit mehreren Quantenbits.
Hier werden Unterschiede zwischen klassischen Computern und Quantencomputern verdeutlicht.
Die Manipulation eines oder mehrerer Quantenbits (ausgenommen der Messung) ist immer
umkehrbar. Beim Rechnen mit Quantenbits gehen keine Informationen verloren. Hingegen
kann man bei herkömmlichen Computern Daten löschen oder überschreiben. Allerdings
führt dies auch zum No-Cloning-Theorem. Ein beliebiges Quantenbit kann nicht kopiert
bzw. kein anderes überschrieben werden. Aber es können sich Quantenbits
miteinander verschränken. Zum Beispiel können zwei Quantenbits so verschränkt
sein, dass sie sich exakt gleich oder exakt entgegengesetzt verhalten. Auf diesem Effekt
basierend wird die Teleportation eines Qantenbits erklärt.
Auf diesen Grundlagen aufbauend, werden Komplexitätsklassen der Theoretischen Informatik
allgemein und speziell bei Suchalgorithmen auf Quantencomputern untersucht. Es wird die
offene Frage, ob Quantencomputer alle NP-Probleme in Polynomialzeit lösen können,
diskutiert.
Danach wird auf die wohl wichtigste praktische Anwendung von Quantencomputern –
die Quantenkryptographie – eingegangen. Erst wird das Quantenkryptographieprotokoll
BB84 vorgestellt. Dann wird die klassische RSA-Verschlüsselung und die
Entschlüsselungsmethode mittels Quantencomputer betrachtet. Da kein klassischer
Faktorisierungs-Algorithmus bekannt ist, der in Polynomialzeit arbeitet, gilt RSA als
sicher und wird weltweit verwendet. Allerdings kann der vorgestellte Shor-Algorithmus
die Faktorisierung auf einem Quantencomputer in Polynomialzeit lösen. Hier findet
der Leser auf angenehme Weise einen praktisch relevanten Algorithmus in der vorher
aufbereiteten Komplexitätstheorie wieder.
Zum Abschluss gibt es noch Kapitel zur Hardware von Quantencomputern und zur Geschichte
der Quantenmechanik.
Da man alle verwendeten Grundlagen im Anhang dargestellt findet und das Buch durch
leicht verständliche Erklärungen, Beispiele und Aufgaben einen einfachen
Zugang zum Thema Quantum Computing, welches Teile der Informatik, Mathematik und
Physik durchdringt, bietet, empfehle ich es jedem Interessierten.
Martin Horatschek
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