Texte schreiben ohne Grenzen
Die Wurzel-Redaktion benutzt zum Erstellen der Zeitschrift das
leistungsstarke, erweiterbare und frei erhältliche Textsatzsystem LaTEX
['leitεχ]. Es ist eine Erweiterung von
TEX [tεχ] und bietet gegenüber herkömmlicher
Textverarbeitungssoftware (z.B. Word, StarOffice, OpenOffice, Lotus, WordPerfect)
folgende Vorteile:
- Der Benutzer gibt die Struktur des Dokuments vor; um die Formatierung
kümmert sich das LaTEX-System selbstständig.
- Viele Formatierungselemente (Überschriften, Absätze, Aufzählungen, Formelumgebungen,
Tabellen, …) sind so voreingestellt, dass das Layout ansehnlich und übersichtlich
wird. Änderungen sind durch versierte Benutzer in fast jeder Hinsicht möglich.
- Zeilen-, Seiten-, Absatz- und viele weitere Abstände und Umbrüche werden variabel
gehandhabt und automatisch optimiert.
Nicht zuletzt ist LaTEX auch deshalb für das Schreiben wissenschaftlicher Texte so gut
geeignet, weil man mit wenig Aufwand typographisch ansprechende Formeln erstellen kann.
- LaTEX wird ständig gepflegt und überarbeitet. Trotzdem muss man sich nicht
ständig auf völlig neue Versionen umstellen – die aktuelle Version
(LaTEX2e) ist von Juni 1994 (!) und nahezu unverändert.
- LaTEX ist kostenlos! Es läuft de facto unter allen Betriebssystemen
(Linux, UN*X, Mac OS, Windows) und stabiler als so manches der oben genannten
Programme. Es gibt reichlich Dokumentationen, dazu später.
Aufgrund dieser Vorzüge hat sich die Redaktion Mitte 1991 für LaTEX entschieden. Natürlich
gibt es nicht nur Vorteile. So muss man sich, wenn man das erste Mal “TEX-t”,
an Folgendes gewöhnen:
- Das Erstellen eines Dokuments ist ein bisschen wie Programmieren. (Das empfinden wir
noch nicht als Nachteil. Aber:) Man muss damit leben, dass es eine Quell- und eine
Zieldatei gibt. In die Quelldatei (
*.tex ) schreibt man den Text und alle
für die Struktur des Dokuments nötigen Befehle (Absatzumbrüche, Kapitelüberschriften,
Formelgrenzen, …), und in der Zieldatei (*.dvi ) schaut man sich
nach jedem Durchlauf des Systems (“TEX-en”) das endgültige Dokument an.
Verschiedene Hilfsprogramme erlauben eine leichte Konvertierung in transportable
Formate wie *.ps und *.pdf .
- Ein bisschen Einarbeitungszeit ist nötig, bis der Schreibwütige die “Philosophie”
des Systems verstanden hat und die wichtigsten Befehle kennt. Angesichts der fast
unbegrenzten Möglichkeiten, die LaTEX bietet, ist dies jedoch eine lohnende
Investition!
Wer nach diesem Ultrakurz-Einstieg Lust bekommen hat, LaTEX auszuprobieren, sollte
nacheinander folgende Schritte ausprobieren.
- Besorgen Sie sich die neueste LaTEX-Distribution für Ihr Betriebssystem.
Eine Distribution ist eine Implementation von LaTEX für ein
spezielles Betriebssystem. Insbesondere bzgl. der Installations- und
Setup-Tools gibt es Unterschiede, die den Komfort ausmachen, z.B.
Installation von fehlender LaTEX-Pakete “on the fly”
bei MikTEX. Die Dateien der LaTEX-Sprachspezifikation und die
Makropakete (LaTEX-Version) sind immer dieselben.
Unter UN*X bzw. Linux ist meist eines vorinstalliert
oder auf den Installations-CDs zu finden. Für Windows können wir wärmstens
MikTEX empfehlen, das Sie unter
www.miktex.org finden. LaTEX-Systeme
und viel nützliches Zubehör finden Sie auf dem
CTAN, beispielsweise über
die Seite von
DANTE
erreichbar.
- Entscheiden Sie sich für einen Texteditor, in dem Sie die Quelldateien verfassen
und bearbeiten wollen. Dieser Editor sollte reines Textformat abspeichern können
(Word oder ähnliches sind ungeeignet) und ein paar wesentliche Funktionen wie
automatischen Zeilenumbruch, Einrückungen, Rückgängigmachen und Wiederholen von
Befehlen bieten. Sehr hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich ist eine
Syntax-Hervorhebung.
Für Linux bzw. UNIX sind Emacs/XEmacs, NEdit, KWrite und Kile zu empfehlen. Für
Windows gibt es TEXnicCenter
und WinEdt. Das einfache Notepad geht zur Not auch, ist aber ein bisschen sehr
spartanisch.
- Drucken Sie sich die LaTEX2e-Kurzbeschreibung
aus, die es, wie weitere
ausführliche Anleitungen und Dokumentationen, im CTAN gibt.
Oder legen Sie sich Bücher bereit, die eine Einführung vermitteln sowie Funktionen
und Befehle erklären und zusammenfassen. Für Einsteiger eignet sich
LaTEX. Bd. 1: Einführung von Helmut Kopka, für Fortgeschrittene
Der LaTEX-Begleiter. von Michel Goossens u.a.
- Schreiben Sie Ihren ersten Text. Er sollte nicht allzu schwierig sein: ein, zwei
Abschnittsüberschriften, ein paar Textabsätze und die eine oder andere Formel
sollten darin vorkommen. TEX-en Sie ihn mit dem Befehl
latex
(oder dem entsprechenden Knopf ihres TEX-Editors) und schauen Sie sich die
*.dvi -Datei an. Wenn Sie wollen, können Sie gleich noch die Umwandlung
in das PS- oder PDF-Format ausprobieren: Die zugehörigen Befehle
sind dvips sowie dvipdfm oder pdflatex .
- Probieren Sie nach und nach Neues aus, und schreiben Sie immer anspruchsvollere Texte!
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei Ihren ersten und auch weitergehenden Schritten mit
LaTEX.
Bilder zeichnen ohne Klebestift
Manchmal werden wir von Lesern gefragt, womit wir die Bilder in der Zeitschrift erstellen.
Die Antwort darauf lautet: metapost. Es gehört mittlerweile zu
fast jeder vollständigen LaTEX-Installation dazu und räumt mit dem Vorurteil auf,
in TEX-Dokumente könne man kaum vernünftig Bilder einbinden.
Mit metapost kann man Bilder im Postscript-Format erstellen, indem
man Koordinaten von Punkten angibt, Strecken zwischen Punkten definiert, Kreisbögen und
andere Kurven festlegt und anschließend beliebige dieser Elemente zeichnet. Außerdem kann
man Beschriftungen im LaTEX-Format an jede beliebige Stelle der Figur setzen. Die
Philosophie ist dabei so ähnlich wie beim TEX-en: In der Quelldatei beschreibt man
in einer Art Programmiersprache das Bild (Tatsächlich sind metapost
und LaTEX vollwertige Programmiersprachen!), und beim Ausführen des Befehls
mpost werden daraus einzelne Bilder erzeugt.
Diese lassen sich z.B. mithilfe des Befehls \includegraphics aus dem
Paket graphicx mühelos in LaTEX-Dokumente einbinden.
Wenn Sie metapost ausprobieren wollen, sollten Sie wie folgt vorgehen:
- Suchen Sie in Ihrer LaTEX-Installation das
metapost-Handbuch.
Die Datei heißt
mpman.ps oder mpman.pdf . Dieses ist
ein unverzichtbarer Begleiter, wenn Sie eigene Bilder erstellen wollen.
- Finden Sie heraus, mit welchem Befehl metapost aufgerufen
wird. Meistens ist dies
mpost .
- Schreiben Sie Beispiele aus dem Handbuch ab, binden Sie die Bilder in ein
LaTEX-Dokument ein, und erzeugen Sie daraus eine PS-Datei (
dvips ).
- Ändern Sie das Beispiel nach eigenen Ideen ab, damit Sie mit der Arbeitsweise
und den Befehlen von metapost vertraut werden.
Nun haben Sie keine Scheu und probieren Sie eigene Bilder aus! Es ist fast alles möglich.
Nur den Klebestift können Sie weglegen, denn jetzt wissen Sie, wie Sie Ihre Bilder
in LaTEX-Dokumente einbinden.
Arbeiten für die Wurzel verfassen ohne LaTEX?
Wir begrüßen es sehr, wenn wir LaTEX-Dokumente von Autoren, Aufgabenstellern
und -lösern bekommen, denn dadurch sparen wir viel Arbeit beim Erstellen der Zeitschrift.
Selbstverständlich nehmen wir auch Arbeiten an, die mit anderen Programmen erstellt wurden
oder handgeschrieben sind. Bilder, die nicht mit metapost erzeugt
wurden, programmieren wir neu.
Auf jeden Fall würden wir uns freuen, wenn durch unsere Erklärungen der oder die
eine oder andere Leser/-in Interesse finden würde, LaTEX oder
metapost einmal auszuprobieren.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Ihre Wurzel-Redaktion
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